Neuer Podcast zu Russlands Wirtschaft
19 December 2024
Vasily Astrov bespricht und analysiert mit „Presse“-Journalist Eduard Steiner mittwochs im Zweiwochen-Rhythmus russisches Gas, Sanktionen, Oligarchen – und vieles mehr
Der Podcast zur russischen Wirtschaft
Image Credit: Niklas Schnaubelt/Die Presse
Ringt der Westen mit Sanktionen Russland nieder? Oder braucht Russlands Wirtschaft Europa gar nicht mehr? Was spielt sich da wirklich ab hinter dem neuen Eisernen Vorhang, seit Wladimir Putin den Krieg gegen die Ukraine führt?
Vasily Astrov (l.), Russland-Experte des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw), und Eduard Steiner, langjähriger Russland-Korrespondent, liefern nüchterne Analysen und erklären, warum vieles nicht so ist wie oft behauptet.
Abrufbar hier und auf allen gängigen Podcatchern.
Redaktion: Eduard Steiner, Julia Pollak
Produktion: Georg Gferer/audio-funnel.com
Folge 1: Warum schwimmt Russland im Geld?
Da hat der Westen Sanktionen gegen Russland in einem Ausmaß verhängt wie noch nie zuvor gegen ein anderes Land. Da achtet er mit einem Preisdeckel darauf, dass Russland weniger Geld aus dem Ölexport erhält. Da hat er 260 Milliarden Euro an Vermögen der russischen Zentralbank eingefroren. Und dann schwimmt Russland trotzdem im Geld. Wie konnte es dazu kommen? Die Russland-Experten Vasily Astrov und Eduard Steiner leuchten in der ersten Folge des „Presse“-Podcast zur russischen Wirtschaft die Hintergründe aus – und geben zu, dass sie von dem neuen Phänomen anfänglich selber verblüfft waren.
Folge 2: Waren die westlichen Sanktionen gegen Russland für die Katz?
14 Sanktionspakete hat die EU gegen Russland beschlossen. Das größte Sanktionsexperiment der Geschichte, wie es ein Experte bezeichnet. Den Krieg hat es bis heute nicht beendet, Putin macht unbeeindruckt weiter. Und Russlands Wirtschaft wächst auffällig stark. Was haben die Sanktionen genau bewirkt? Waren sie von Anfang an falsch konzipiert? Und haben sie gar dem Westen mehr geschadet als dem Aggressor?
Folge 3: Wie viele Milliarden kostet Russland der Krieg gegen die Ukraine eigentlich?
Russland steht wirtschaftlich ziemlich gut da, doch der Militäreinsatz hat seinen Preis. Schon dieses Jahr waren die Budgetausgaben für Verteidigung drei Mal so hoch wie vor dem Krieg. Und im nächsten Jahr steigen sie weiter um 30 Prozent auf umgerechnet knapp 130 Milliarden Euro. Vor allem für die Bezahlung der Soldaten muss Putin riesige Summen locker machen, damit sie ihm überhaupt an die Front gehen. Eine Todesökonomie ist entstanden, sagt ein Kenner. Wie sieht sie im Detail aus? Was verdient ein Soldat? Was bekommen die Hinterbliebenen, wenn er stirbt? Und kann das noch lange so weitergehen?
Folge 4: Bei welchen kritischen Rohstoffen kann Putin Europa künftig erpressen?
Dass der Wegfall russischer Rohstoffe den Westen erschüttern kann, hat sich schon vor dem Ukraine-Krieg etwa bei Gas gezeigt. Seither wurde der Import von Gas und anderen Rohstoffen aus Russland weiter reduziert. Wirtschaftlich verloren haben dadurch beide Seiten. Doch auf ein gewisses Ausmaß an russischen Rohstoffen kann der Westen aus Mangel an Alternativen nach wie vor nicht verzichten. Diese Schwachstelle könnte Wladimir Putin schon bald missbrauchen, wie er kürzlich angedeutet hat.
Folge 5: Ist Europa wirtschaftlich der große Verlierer und die USA der Gewinner des Ukrainekrieges?
Die Russland-Experten Eduard Steiner und Vasily Astrov sehen sich in der fünften Folge des „Presse“-Podcast zur russischen Wirtschaft das Phänomen näher an. Und kommen zur Erkenntnis, dass das Verhältnis zwischen wirtschaftlichen Siegern und Gewinnern auffällige Schlagseite hat.
Folge 6: Hat Russlands mächtigste Frau die Situation nicht mehr im Griff?
Nach zwei Jahren starken Wachstums bremst Russlands Wirtschaft plötzlich ab. Plötzlich kracht es im Gebälk. Die Inflation steigt stark an. Und Zentralbank-Chefin Elvira Nabiullina erhöht den Leitzins am laufenden Band – zuletzt auf sage und schreibe 21 Prozent. Damit werden Kredite schier unerschwinglich, sodass die Unternehmen immer mehr in den Bankrott schlittern. „Das Nachdenken über langfristige Pläne führt in erster Linie zur Depression“, sagt ein russischer Milliardär in einem Interview. Bekommt Russland nun die Rechnung für die exorbitanten Verteidigungs- und Rüstungsausgaben serviert, mit denen Wladimir Putin den Ukrainekrieg finanziert? Bringen die Russen, die die Sanktionen so gut abgefedert haben, ihre Wirtschaft nun selbst um? Und wie tickt Elvira Nabiullina eigentlich, die mächtigste Frau des Landes, die zwischenzeitlich sogar mehr als einen Leibwächter brauchte?
Folge 7: Sehen wir nun den Beginn von Russlands wirtschaftlichem Abstieg?
Unruhe ist hineingekommen in die russische Wirtschaft. Die hohe Inflation ist ohnehin schon länger ein Problem und nach jetzigem Stand nicht in den Griff zu bekommen. Der hohe Leitzins wiederum nimmt den Unternehmen und Kreditnehmern die Luft zum Atmen. Und nun haben die USA auch noch mit einer neuen Sanktion gegen die mächtige Gazprom-Bank und 50 weitere Geldinstitute Ende November einen wuchtigen Wertverfall beim Rubel ausgelöst, dass sogar die Zentralbank intervenieren musste. Seit August hat der Rubel über ein Viertel seines Wertes verloren. Das Land, das sich seit Anfang 2022 im Krieg mit der Ukraine befindet, scheint nach zuletzt zwei Jahren erstaunlich starken Wirtschaftswachstums auf ein hartes Jahr zuzusteuern, wie Prognosen nahelegen. Dabei sind die potenziell folgenschweren Pläne von US-Präsident Donald Trump für den Ölsektor noch gar nicht einkalkuliert. Wie verwundbar ist Russlands Wirtschaft wirklich? Geht es trotz erstaunlicher Resilienz nun doch zur Sache? Oder schreiben wir Russland wieder einmal zu früh ab?
Folge 8: Warum schrumpft Russlands Bevölkerung nun derart rasant?
Der Ukrainekrieg löst für Wladimir Putin vielleicht einige seiner geopolitischen Fragen. Aber in der eigenen Wirtschaft verschärft er die traditionellen, großen Probleme nur noch weiter. Die Inflation steigt immer weiter, der Leitzins nimmt den Unternehmen die Luft zum Atmen. Die Kriegswirtschaft ist eigentlich unproduktiv. Die Sanktionen verhindern mittel- und langfristig eine technologische Weiterentwicklung. Die globale Isolation hat zugenommen. Der Abstand zur Weltwirtschaft steigt. Doch über allem steht ein noch deutlich gravierenderes Problem, das seit dem Krieg eine Dramatik gewonnen hat, wie es sich vor drei Jahren noch kaum jemand hatte vorstellen können – und das sich eigentlich kaum noch wird lösen lassen: Russland hat keine freien Arbeitskräfte mehr, und die Bevölkerung schrumpft in einem rasanten Tempo. Das hat gleich mehrere Gründe, die im Westen nicht so bekannt sind. Was geht da vor sich? Kann der Staat das Ruder noch herumreißen? Oder wird es am Ende des Jahrhunderts nur noch halb so viele Russen geben, wie ein Demograf prophezeit?